THEATER

Theaterprojekt_Odyssee

 

Theaterprojekt – „Die Odyssee“

Die Trainer*innen Anna Brodacz, Anna Morawetz und Philipp Leeb begleiteten in der Zeit von September bis Februar Schüler*innen aus zwei Schulen in Wien – NMS Johann-Hoffmann-Platz & Akademisches Gymnasium – und entwickelten mit ihnen ein gemeinsames Theaterstück.

Die Jugendlichen zwischen 11 und 15 erhielten wöchentliche Workshops zu diversen Themen im Kontext Geschlecht(er) und Identität(en), die im Rahmen des Nachmittagsunterrichts jeweils 2 Stunden abgehalten wurden. 

Alle theaterbegeisterte Schüler*innen hatten hier die Möglichkeit, auf oder hinter der Bühne aktiv zu werden. 

Am 24. Februar 2019, 16 Uhr wurde das Theaterstück im Dschungel Wien uraufgeführt. 

Akademisches Gymnasium

27.09.2018
Es ist soweit: der Bühnenboden zittert unter stampfenden und schreienden Schüler*innen. Ein erster Test, ob die Dielen auch halten. Die Spielfreude der noch nicht vollzähligen Truppe (Achtung: Herbstgrippenzeit!) ist enorm. Wir lernen uns kennen, spielen mit unseren Namen. Wir sprechen darüber, was Theater sein kann. Alle werden ermuntert, offen und laut zu sein. Alles ist richtig, es gibt kein falsch. Es soll lustvoll probiert werden und das Miteinander aller Beteiligten ist die beste Voraussetzung für Spaß!

Und dann spazieren alle und verwandeln sich in Tiere und Wesen (laut und leise), promenieren auf der Ringstraße vor 120 Jahren und bestaunen den Kaiser, ein Baby, die stärkste Frau der Welt, …

Und die Bühne wird auf ihre Wirkungen ausgetestet, wie spreche ich das Publikum, wo schaue ich hin. Anweisungen: Lies! Sei ein Buch, lass dich lesen! Trink! Sei eine Flasche, lass dich austrinken! Sei ein Tisch, ein Sessel, … 

Es bleibt spannend! Wir halten euch auf dem Laufenden!

04.10. – 08.11.2018
Die Wochen verfliegen. Wir treffen uns mit Ausnahme der Herbstferien jeden Donnerstag. Zu Beginn bekommen alle einmal die Bühne für sich. Es wird gefragt: „Wer ist da?“ und die jeweiligen Vorstellungen helfen zu verstehen, die Bühne betreten und verlassen werden kann. Es wird einmal durchgeatmet und dann erst gesprochen. Wie ist es, alleine auf der Bühne vor einem Publikum zu stehen? Wie laut muss ich sprechen? Wie groß oder klein kann sich mein Körper bewegen, sodass es für alle sichtbar ist? Wir lernen die 4. Wand kennen.

Musik hilft und kann Tempo vorgeben, Bilder erzeugen und Bewegungen unterstreichen. Es werden Maschinen gebaut, eine ganze Fabrik entsteht. Wir spielen ein Spiel: 4 Sesseln stehen im Viereck, ein weiterer Sessel im Kreuzungspunkt, auf dem eine Erzählerin sitzt. Die anderen müssen versuchen, Platz zu wechseln, ohne dass die Erzählerin einen der äußeren Sessel erwischt, sonst gibt es eine neue Erzählerin, die die Geschichte weitererzählt oder eine neue beginnt.

Es werden verschiedene Personen improvisiert, die sich in der Früh anziehen und dann zur Arbeit gehen: eine Feuerwehrfrau, eine Astronautin, eine Soldatin, die Königin von England, eine Geheimagentin, die Präsidentin der USA, eine Flugzeugpilotin, ein Popstar, eine Universitätsdirektorin, eine Formel 1-Fahrerin, eine Ritterin.

Wir lernen stolpern. Wir lernen scheitern. Wir lachen über uns.

23.11.2018
Alle geben ihre „Hausaufgabe“ ab. Ein kurzes Video, eine Seite Text oder  eine Zeichnung über sich sollten sie machen. Es sind schöne Sachen dabei  herausgekommen. Wir wollen das in unser Stück einbauen, langsam  entstehen Fragmente. Heute sprechen wir über Ängste und was sie mit uns  machen. Mit Musik werden Bilder gebaut. In Kleingruppen improvisieren die Schülerinnen diverse Szenen:  Verliebtsein im Kreis, den Diebstahl eines Schatzes und die Planung  eines Banküberfalls. Im Anschluss probieren alle Kämpfe in Slow Motion.

30.11.2018
Heute ist die Clownfrau Martina Nowak da und arbeitet mit uns. Nach einem Begrüßungsritual und gemeinsamen Aufwärmen machen wir Vertrauens- und Konzentrationsübungen. Danach improvisieren wir Szenen, in denen es ziemlich unheimlich ist. Schließlich übten wir noch, wie laut und impulsiv wir sein können, wenn wir wollen.

06.12.2018
Heute geht es um Partnerübungen. Was kann alles bei einer Taxifahrt passieren? Welche Fragen können gestellt werden? Wie sicher fühle ich mich in Gegenwart anderer Personen? Es wird auch wieder ein bisschen unheimlich. Wir sind zwei Gangs, die zuerst gegeneinander kämpfen, aber sich schlussendlich wieder vertragen.

20.12.2018
Wir gehen hinaus und trauen uns auf die große Bühne des Alltags. Am Weihnachtsmarkt vor der Karlskirche spielen wir Unsichtbares Theater. Das bedeutet, dass das „Publikum“ die vorbeigehenden Menschen sind und gleichzeitig in unseren Szenen mitspielen. Sie beobachten uns und wir sie. Dabei fällt uns auf, wir sehr der Alltag ein Schauspiel ist.

10.01.2019
Unsere Figuren werden immer konkreter in ihren Auftritten. Wir arbeiten heute und nächstes Mal mit dem Schauspieler und Regisseur Thomas Toppler. Er macht mit uns ein Namensorchester und ist ein geduldiger Dirigent. Danach geht es um Aufmerksamkeit, wir versuchen abwechselnd von rechts und links Thomas zu erreichen. Das ist gar nicht so einfach, weil er sich immer sehr schnell umdreht. Wir lernen im Ensemble zu spielen und gut aufeinander zu achten. Dabei entsteht ein lustiges Rhythmus-Sesselspiel.

17.01.2019
Heute ist wieder Thomas unser Gastlehrer. Er fragt uns, was wir mögen. Wir antworten, aber vor uns steht eine Kollegin, die vorgibt zu sprechen. Wir üben Synchronisation und machen dabei Streitgespräche und halten Monologe im Gehen. Wir erzählen über einen Gegenstand, den wir mitgebracht haben und der uns wichtig ist.

24.01.2019
Es ist Skikurswoche und die halbe Gruppe ist nicht da. Wir sprechen derweilen einige Texte und Gedichte in unseren Erstsprachen ein. Wir lernen uns gegenseitig zählen in Hebräisch, Griechisch, Französisch, Italienisch, Russisch und Englisch (das können aber eh alle). Wir bereiten uns auf eine
gemeinsame Improvisation mit der anderen Schule vor und entwickeln unsere eigenen 8 Positionen.

31.01.2019
Wir sind wieder alle vereint und beginnen mit den Proben!

 

NMS Johann-Hoffmann-Platz

18.10.2018
Die Spielfreude ist groß, bei unserem ersten Treffen. Wir stellen unsere Lieblingstätigkeit in einer Bewegung vor, erzählen gemeinsam eine Geschichte, verwandeln ein leeres Blatt Papier in unterschiedliche Gegenstände und uns in Maschinen, bewegen uns im Rhythmus und wechseln das Tempo, kreieren Szenen im Park und auf dem Bahnhof und haben vor allem viel Spaß!

25.10.2018
Das 2.Treffen startet und wir werden noch mehr 😉 das ist gut so und langsam wachsen wir zusammen. Wir lernen uns besser kennen, entwickeln ein Gefühl für die Gruppe und leben unseren Rhythmus. Die Spielfreude ist groß! Es wird im Kreis frei assoziiert, improvisiert und es werden Gefühlsmasken verschenkt. Gefühle verändern sich und ein Lachen wird zum Weinen, ein Weinen zum Lachen. Minibegrüßungsszenen entstehen im Raum. Auch die Bühne betreten wir voller Ungeduld, endlich dürfen wir Spielen,  nach den Üben von Schauspieltechniken und Basics. Eine Bank in einem Park; 4 Menschen begegnen sich und stecken sich mit ihren unterschiedlichen Gefühlszuständen an. Die Übergänge machen das Spiel spannend und die Zeit verfliegt dabei viel zu schnell. 

08.11.2018
Wir sind heute weniger Menschen (Projekttage), aber nicht weniger motiviert. Wir gehen einzeln auf die Bühne stellen uns mit Namen und Lieblingstier vor, sagen was wir nicht mögen (angelogen werden, Brokkoli, wenn Leute Hey, hey hey auf What’s App schreiben, Insekten usw.) in unterschiedlichen Sprachen (Türkisch, Kroatisch, Deutsch, Rumänisch, Mazedonisch, Albanisch). Auf Zettel stehen verschiedene Alter. Wir fragen uns, wo wir in diesem Alter waren/sein werden, was wir gemacht haben/machen werden, wer bei uns ist/sein wird. Wir überlegen uns Situationen dazu, bauen Standbilder, finden Wörter, Sätze, Gesten und Bewegungen dazu und schlüpfen in unterschiedliche Emotionen. Wir sind wütend und traurig, frech und fröhlich, mutig und ängstlich und vieles mehr.

22.11.2018
Es wurde gleich zu Beginn der Stunde einzeln die Bühne erprobt und auf individuelle Fragen und Anweisungen eingegangen. Wir spielten die 1. Bundespräsidentin, werdende Väter oder die stärkste Frau der Welt. Klischees und Vorurteile, die wir über Mann oder Frau sein kennen,  wurden aufgeschrieben und dann vor- und dargestellt. Ebenso die Gegensätze. Wir fangen an, sie zu hinterfragen, aufzubrechen und damit zu spielen. Was ist schon normal?

29.11.2018
In den letzten Wochen haben wir Wörter, Sätze der Schüler*innen beim Improvisieren gesammelt und daraus einen Text zusammengestellt. Dieser ist Ausgangspunkt für das heutige Treffen, bei dem das Sprechen auf der Bühne im Focus steht. Alle stehen auf der Bühne, sprechen die Sätze einzeln oder chorisch, laut oder leise, rufen als Zeitungsverkäufer*in etc. Anschließend bereiten die Schüler*innen den Text in Kleingruppen vor, jeder Satz wird variiert (emotional, chorisch oder einzeln, unterschiedliche Lautstärke, mit Bewegung etc.) und dann präsentiert. Für die darauffolgende Gefühlsbank sucht sich jede*r ein Gefühl und einen Satz aus. Die Gefühle wechseln, die Sätze nicht, es entstehen absurde Situationen.

06.12.2018
Heute hatten wir das große Glück, die Rapperin Esra Özmen für einen Workshop gewinnen zu können, die Jugendlichen waren sofort begeistert und von Anfang an voll mit dabei. Nach einer Vorstellungsrunde und Stimmaufwärmübungen ging es gleich los. Stufenweise tatsteten wir uns ans Rappen heran: über das Nachsprechen und Nachmachen von Wörtern und Gestik im Rhythmus, das Improvisieren von eigenen Worten und Sätzen bis hin zum gemeinsamen Rappen eines vorgegebenen Textes. Dann wurden in Kleingruppen eigene Raptexte geschrieben und anschließend präsentiert. Die zwei Stunden waren viel zu schnell vorbei.

13.12.2018
Heute haben einige der Jugendlichen ihre persönlichen Gegenstände vorgestellt und dabei sehr emotionale, witzige und ehrliche Geschichten auf der Bühne erzählt. Danach ging es um unsere Vorbilder, Menschen, die uns geprägt haben, von Fernsehstar bis Verwandschaft, von Computerfigur bis Erfinder*innen. Sie durften sich eine Figur suchen und diese ausprobieren; wie geht sie, wie atmet sie? Wie reagiert sie in Situationen? Es wurden kurze Szenen entwickelt und diese auf der Bühne präsentiert.

20.12.2018
Als Einstiegsübung versuchten wir eine vorgegebene Bewegung im Kreis möglichst exakt nachzumachen und weiterzugeben, dann fanden wir zu verschiedenen Tätigkeiten Bewegungen, die wir in unterschiedlichen Tempi wiederholten. Anschließend ging jede Person einzeln auf die Bühne und erzählte ein Geheimnis. Bei der darauffolgenden Bildershow stellte eine Gruppe ein Bild dar, während ein*e Präsentator*in eine Geschichte dazu erfand.

17.01.2019
Heute war etwas abstrakt; man nennt es auch Körpertheater. Wir haben uns dabei mit unserem Körper beschäftigt; erst mit der Kunst der Pantomime, etwas Nichtvorhandenes darzustellen, dann mit Bewegungsabläufen. Diese wurden wiederholt, Tempo verändert, Stopps eingebaut usw.

31.01.2019
Der Aufführungstermin rückt immer näher. Wir arbeiten an unseren Szenen, entwickeln dazu unter anderem ausgehend von Fragen wie „Was mag ich?“, „Was mag ich nicht, was hasse ich?“, „Wovor habe ich Angst?“, Wohin möchte ich gehen?“, „Wo bin ich am liebsten?“, „Was würde ich tun, wenn ich Präsident*in wäre?“ kleine Geschichten und erzählen sie abwechselnd. Darüber hinaus machen wir Ton- und Videoaufnahmen für den Theaterabend.

Es bleibt spannend! Wir sind das erste Mal alle zusammen auf der Bühne 1 im Dschungel Wien und proben die ersten Szenen. Die Stimmung ist sehr gut und wir arbeiten konzentriert, dazwischen gibt es Pizza. Nach vier Stunden sind wir alle müde, aber es lohnt sich, denn am kommenden Sonntag findet die Welturaufführung unserer „Odyssee“ statt!

Eindrücke von den Workshops mit den Jugendlichen der NMS Johann-Hoffmann-Platz und des AkG: